19 ab 58 20191021 1902974932 YCRM 350pxKaum waren wir Koblenzer Teams mit Dauerregen von der Regatta in Medemblik an unsere Clubtheke heimgekehrt, quälten uns zwei bange Fragen für die darauffolgende „Mosel Dyas“. Die Jungs: „Hoffentlich kriegen wir 10 Boote zusammen?“ Die Mädels: „Wie wird wohl das Wetter?“

Samstag - beide Bedenken hatten sich in Luft aufgelöst. Petrus wartete mit dem angesagten „Goldenen Oktober“ auf, d.h. Sonne und Wind aus WSW mit 2-3, in Böen 4-5 Bft. Die Teilnehmerzahl betrug unerwartet 15 Boote. Wir waren begeistert! Es waren nicht nur die meisten Teams aus den eigenen Reihen und zwei aus Nachbarvereinen dem Ruf der Werbetrommel gefolgt, sondern auch zu unserer Freude Mannschaften aus fernen Himmelsrichtungen, die da wären: Steuerfrau Joke van der Sel aus Bayern, dieses Mal an der Vorschot von Christoph Bruchhofs „Rih“, die Mädelcrew Stephanie Motsch und Jutta Ferry aus dem Saarland, Charly und Silvia Schröder vom Laacher See und weit gereist aus dem Norden Georg und Gisela Florack, deren DYAS aufgrund eines besonderen Coups schon vor ihnen in Koblenz war. Georg hatte sein Schiff auf dem Heimweg vom „Genever Cup“ zu Micha Webers Firma in Bremen gebracht, der dann „Ratze zu Wellenburg“ an die Mosel überführte.

Nach der Steuermannsbesprechung ging es pünktlich um 13 Uhr an den Start. Klaus Sander vom beheimateten Postsportverein gelang es, sein Wettfahrtleiterdebüt, mit Unterstützung seiner Frau Jutta und Birgit Winkel vom YCRM, erfolgreich zu bestreiten. So zog er zur Zufriedenheit aller Segler zügig 4 von gesamt 5 ausgeschriebenen Läufen durch, bei denen sich der Kampf um die führende Position als „Bäumchen wechsel dich“ gestaltete. Den ersten Durchgang konnten souverän Micha Weber und Conny Huiskens für sich verbuchen, während Heinz-Georg Monreal und Sohn Jannik aus dem darauffolgenden Lauf als glückliche Sieger hervorgingen. In der dritten Wettfahrt hatte Petrus wohl keine Lust mehr auf „Strahlemann. Er ließ Himmelsgewölk aufziehen und kräftigere Fallböen blasen, wodurch es „Chrichmichdoch“ auf Spikurs beim Halsen der Blase aufs Brot legte und auch Christoph mit Joke ereilte der Nachahmereffekt. Als wir Shorties uns indessen auf der Zielkreuz mit Schröders ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten, rief Jens hinüber: „Hey Charly, jetzt haben wir ja ein „Si(y)lvia-Race“!“ Zu meiner Freude hatte an der Linie das „y“ im Namen die Nase vorn. Aber wer zuletzt lacht am besten. Das sollte sich im letzten Lauf erweisen. Dieses Mal duellierten wir uns auf dem Weg zum Ziel mit Floracks, denen es gelang „Kermit“ kurz vorher doch noch abzuhängen. „Na gut,“ dachten wir. „Dann werden wir halt Zweiter. Ist ja noch Raum nach hinten“, als wir plötzlich wie angenagelt liegen blieben und mit freudigem Gejohle Christoph und Joke an uns vorbei durchs Ziel rauschten. Derweil segelten Georg und Gisela munter weiter zur vermeintlichen Luvtonne, da sie das Abbimmeln ihres Sieges überhört hatten. Sie wurden dann aber noch eingefangen, um die wohlverdiente Schmalzbrotzeit mit Freibier, Prosecco und Wettfahrtnachlese unter dem neuen überdachten Grillplatz auf der Clubwiese nicht zu verpassen. Für ein kleines Beiprogramm sorgten unsre Clubkameraden Dirk Küppers und Tochter Lisa. Da sie während der Regatta das Gefühl hatten, ihre „Marea“ klebe im Wasser, kranten sie diese aus, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Kein Wunder - der Muschelbewuchs hätte für üppige Speisekartenbereicherung des Clubwirts sorgen können.

Nach Küppers Boatscleaning und dem allgemeinen Outfitstyling fanden sich die Segler nebst Helfern zum regulären Regattaessen – diverse Pizzen mit Salat und Tiramisu – im Clubhaus ein. Da für den nächsten Tag wegen des Schlepps zur Langstreckenregatta früheres Aufstehen angesagt war, winkte für einige wohl der Bettzipfel. Der übriggebliebene harte Kern kam dafür in den Genuss einer Absackerrunde aufs Haus, bei der sich für Joke die Erwartung - „Ich bin nach Koblenz gekommen, da es bei euch immer was zu lachen gibt.“ - erfüllte. Für allgemeine Erheiterung sorgte nämlich Georg, als er einen ihm unbekannten Sambucca bestellte. Nachdem dieser, wie sich’s gehört, mit Kaffeebohnen und angezündet serviert worden war, verbrannte er sich zuerst fast die Finger am Glas. Nach dem ersten Schluck geriet er leicht ins Husten, befand ihn aber als lecker. Als er erfuhr, dass das Getränk 40% enthalte, kam sein Bankerwesen zum Ausdruck: „Wenn ich 2 ½ Sambucca trinke, dann habe ich 100%.“ Ergo: Bei der derzeitigen Zinspolitik sollte man sein Geld wohl besser in Schnaps investieren, der jedenfalls Shorty auf eine „Schnapsidee“ für den nächsten Tag brachte. Sie wurde unverzüglich noch telefonisch auf den Weg gebracht, damit Norbert Schmidts Vorschoter Luca Majewski aus der Vereinsjugend mit seinem Freund als 16. Team auf der Club DYAS starten konnte. Dafür verliehen wir „Kermit“ und unsere Nichte an Norbert und Michael Luy jun. vertraute uns sein Zweitboot „Balu“ an.

Sonntag – nach Formieren von vier Schleppverbänden auf der noch flauen und kühlen Mosel setzten sich diese um 10 Uhr in Bewegung. Die gute einstündige Fahrt flussaufwärts zu der in ca. 10 km entfernten Winninger Insel, vorbei an bereits herbstlich aussehenden Weinbergen, bot mal genügend Zeit die Landschaft zu genießen. Bei der Ankunft verwöhnte Petrus uns mit strahlendem Sonnenschein, aber wo blieb der Wind? Deshalb verteilten sich zunächst alle Boote im Marinahafen und die meisten Segler erstürmten das Restaurant für eine ausgedehntere Kaffeepause. Als endlich Wind übers Wasser säuselte, ging’s los, aber ohne Startprozedere. Dieses sollte unterwegs erfolgen, wenn sich mehr Wind durchsetzen würde. Pustekuchen, der beließ es beim Säuseln und das gesamte Feld triebe vornehmlich durch die leichte Strömung flussabwärts. So entschied sich die Wettfahrtleitung für Abbruch und den Schlepp zurück in den Vereinshafen. Dort erwartete Michael Luy sen. sowohl die Regattateilnehmer als auch eine Vielzahl von Clubmitgliedern mit Zwiebelkuchen und Federweißer zur allgemeinen Stärkung für die Siegerehrung und das anschließende Niederholen der Flaggen.

Die fünfte Wettfahrt hätte nochmals für Spannung um die Siegestrophäe gesorgt. Aber so blieb es bei den bereits ermittelten drei Siegertreppchenplätzen, belegt auf Rang 3 von Micha und Conny. Die Zweiten Heinz-Georg und Jannik Monreal erhielten zudem den Wanderpreis für die beste Fritzmeyer DYAS und wir Leichers durften nicht nur die Mosel DYAS, sondern auch noch die Parkuhr in Empfang nehmen. Man munkelt, wir hätten sie im 3. Lauf heimlich gefüttert und der eigentliche Berichteschreiber „Mogli“ alias Michael Luy jun. hätte sich mit den schon legendären Konditorsonderpreisen seines Vaters freigekauft. Die überraschten Gewinner nahmen, wie z.B. Joke und Christoph den Schokoclown für gute Laune an Bord, die Leckereien mit Freude entgegen.

Freude am Segeln auf einer DYAS bekam schließlich doch noch unser Jugendteam, denn als die letzte niedergeholte Flagge das Ende der Saison besiegelte, drehte Petrus wieder das Windhähnchen auf und die Jungs holten die versäumte Erfahrung nach. Vielleicht ist es ja Shorty mit seiner „Schnapsidee“ gelungen, jüngere Segler für unsere Bootsklasse zu interessieren. Schauen wir mal im nächsten Jahr.

Sylvia Leicher